Dieser Artikel ist zuerst in meinem Buch Faszination Tauschring erschienen. Die Übersicht dazu in chronologischer Reihenfolge befindet sich hier.
(Dieser Text entstand in der Vorbereitung zu meinem Vortrag auf der Jahrestagung der Schweizer Tauschringe 2016 – Er ist nicht ausformuliert und beinhaltet doch wesentliche Erkenntnisse)
Erkenntnisse aus meinen Erfahrungen mit deutschen Tauschringen
Tauschringe sind als Alternative zum herrschenden System gestartet. Dabei bestanden oft in einem Tauschring verschiedenste Selbstverständnisse nebeneinander.
Das Spektrum reicht vom Kaufen mit Ersatzgeld, über das Tauschen, bis hin zur „geschenkten“ Nachbarschaftshilfe.
Dabei behindern sich die verschiedenen Sichtweisen scheinbar gegenseitig. Bisher ist zu wenig herausgearbeitet, wo die Grenzen zwischen den verschiedenen Verständnissen sind und welche Strukturen und Werkzeuge für die eine oder andere Intention hilfreich und fördernd sind.
Die Zukunft des Tauschens – Eine Frage der Beziehung! (aus meiner Sicht)
Anfangs glaubte ich mit dem Tauschringansatz die Probleme unserer Gemeinschaft lösen zu können. Doch mehr und mehr stellte ich fest: Es ist nicht entscheidend, ob ich mit Geld bezahle, mit Verrechnungseinheiten tausche oder ohne jegliche Berechnung schenke.
Viel wichtiger als eine „gerechte“ Entlohnung oder ein ausgeglichenes Konto ist die Qualität und die Tiefe der Beziehung die diesem Aus-Tausch zu Grunde liegt.
Für mich haben sich in den letzten Jahren einige Prinzipien herauskristallisiert, die aus meiner Sicht großen Einfluss auf die Entwicklung der „Aus-Tausch-Gemeinschaft“ haben.
Vom Regelwerk zum Menschennetz
Lokalgelder (Kaufmännisch geführte Tauschringe) brauchen klare Regeln und Menschen, die diese Regeln konsequent umsetzen (oder anpassen).
Nachbarschaftsringe brauchen Raum für persönliche Begegnung und konkrete Menschen, die die Kommunikation entwickeln und ständig anpassen.
Vom Tauschring zum Nachbarschaftsnetz
Der Begriff Tauschring ist aus meiner Wahrnehmung zu unspezifisch. Es braucht neue (andere) Begriffe um die Vielfalt der Initiativen besser beschreiben zu können.
Vom System zum Prozess
Es gibt kein endgültiges rationales System sondern nur einen menschlichen Kommunikationsprozess der nie zu einem endgültigen Ergebnis kommt.
Die richtigen Fragen stellen
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Was will ich für mich und unsere Gemeinschaft erreichen?
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Was verstehe ich persönlich unter einem guten Leben?
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Welche Bedürfnisse habe ich?
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Welche Fähigkeiten habe ich?
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Wie organisieren wir den Aus-Tausch?
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Wie nachhaltig will ich Leben?
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Welche Beziehungen will ich wie Stark aufnehmen?
Die gerade sich wandelnden Prinzipien
Vom ökonomischen Tauschen zum sozialen Beziehungsnetzwerk
Von der hierarchischen Linienorganisation zur kooperativen Organisation eines sozialen Netzwerkes
Der Wandel findet schon statt
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Repair Café - Gemeinsam Dinge kostenlos reparieren
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Umsonstladen - Dinge geben und nehmen ohne Verrechung
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Transition Town – Viele kleine lokale Lösungen für den Wandel finden
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Urban Gardening – Lebensmittel anbauen in der Stadt als Gemeinschaftsprojekt
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Sharing – Sich ein Auto, ein Werkzeug, eine Wohnung teilen
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Offene Werkstätten – Wieder lernen Dinge selbst herzustellen
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Solidarische Landwirtschaft - Gemeinschaftlich Landwirtschaft betreiben
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Energiegenossenschaften - Die nachhaltige Energiegewinnung wieder in Bürgerhand organisieren
Mein neues Verständnis von dem Begriff Tauschring
Tauschringe sind (für mich) soziale Experimentiergemeinschaften für ein neues Miteinander!
Ich verstehe meinen Vortrag als Gesprächsangebot.
Ich will möglichst viel mit den Menschen über die praktischen Auswirkungen auf Ihr Tauschringleben sprechen.